In Siebenbürgen: „Mehr wie zum Leben braucht man nicht"

Eine Ethnographie in Wort und Bild von Klaus Lückert

Siebenbürgen und die Sachsen

Die Region Siebenbürgen (auch Transsylvanien) bildet das geographische Zentrum Rumäniens. Von den südlicheren und östlicheren Landesteilen wird Siebenbürgen durch den Karpatenbogen, bestehend aus Ost- und Südkarpaten, getrennt.

Siebenbürgen ist mit seiner Ausdehnung von 55.892 km2 die größte Provinz Rumäniens mit einem Anteil von 23,5 Prozent an der Gesamtfläche des Landes (238.000 km2). In den letzten Jahren hat sich die Karpatenregion zum wohlhabendsten Landstrich Rumäniens entwickelt. Daran hat auch die seit dem Mittelalter dort ansässige Bevölkerungsgruppe der Siebenbürger Sachsen nicht geringen Anteil. Dies, obwohl nach dem Sturz des Ceausescu-Regimes der "große Exodus" einsetzte. Eine massenhafte Übersiedelung der Sachsen nach Deutschland, die alle bisherigen Abwanderungen aus der Region - manche Historiker verorten deren Anfänge bereits im 19. Jahrhundert - weit in den Schatten stellte: Allein im Jahre 1990 brachen etwa 60.000 Siebenbürger Sachsen in die vermeintliche "Heimat" Deutschland auf. Von den einstmals auf 250.000 Personen geschätzten Sachsen sind inzwischen nur noch gut 10.000, d.h. 0,1 bis 0,2 Prozent der Siebenbürgischen Gesamtbevölkerung, am Fuße der Karpaten verblieben.

Die Sachsen, die in Siebenbürgen noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, eine nicht nur zahlenmäßig bedeutsame Bevölkerungsgruppe waren, - auch ihr politischer und wirtschaftlicher Einfluss stand dem der anderen Ethnien nicht nach - stellen heute nur noch eine kleine Minderheit neben den weitaus größeren Gruppen der Rumänen, Ungarn und Roma dar. Gleichwohl werden sie geschätzt und ihr Exodus wohl auch bedauert.

Dies zeigt sich an der Wertschätzung, die das "Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien" (DFDR), der politische Zusammenschluss engagierter Deutschsprachiger, gerade in Siebenbürgen erfährt. Hermannstadt (rum. Sibiu), die kulturelle Metropole der Provinz, wird seit dem Ende der 90er Jahre vom DFDR regiert. Klaus Johannis, Hermannstadts prominenter Bürgermeister, triumphierte bei den Wahlen 2004 mit 88,7 Prozent der Stimmen. Vor dem Hintergrund der siebenbürgischen Bevölkerungsproportionen machte dieses Ergebnis deutlich, dass seine Politik auch und vor allem bei den anderen Bevölkerungsgruppen mehrheitlich Zustimmung findet.

Seinen Grund findet die Popularität des sächsischen Bürgermeisters vor allem in der erfolgreichen Politik der Regionalentwicklung, die sich seine Partei auf die Fahnen geschrieben hat. Schutz der natürlichen Umwelt sowie Erhaltung und Entwicklung des vor allem von den Sachsen geprägten architektonischen Erbes Siebenbürgens sind Schwerpunkte dieser Politik. Dies hatte die Ernennung Hermannstadts zum "Weltkulturerbe" durch die UNESCO zur Folge und in diesem Jahr - gemeinsam mit Luxemburg - die Trägerschaft des Titels "Europäische Kulturhauptstadt".

     
 
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